TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Samstag, 23. März 2019, von Alois Vahrner: „Tourismus-Plan mit vielen Überschriften“

Innsbruck (OTS) Ein „Masterplan Tourismus“, kurz „Plan T“, soll Österreichs Position als Tourismus-Destination in der Welt absichern und ausbauen – mit einem bunten, großen Strauß an bekannten Problemen und Vorschlägen.

Über 500 Branchenvertreter und Experten haben gut ein Jahr lang an dem Leitbild mitgearbeitet, das am Donnerstagabend von Umwelt- und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) als großer Zukunftswurf angepriesen wurde. R wie revolutionär ist der „Plan T“ allerdings nicht, viel eher eine Ansammlung bereits bekannter Probleme, Forderungen und möglicher Lösungsansätze.
Über Jahrzehnte aufgeblähte Auflagen und Bürokratie sollen ebenso reduziert werden wie Steuern bei Übergaben, es soll leichtere Finanzierungen über „Impuls Calls“ sowie eine engere Vernetzung von Tourismus und Landwirtschaft geben. Dann wolle man Erleichterungen bei Rot-Weiß-Rot-Card, den mit ungleichen Waffen operierenden Internet-Plattformen wie Airbnb wolle man stärker auf die Zehen steigen. Unter dem Leitmotiv „Nachhaltigkeit“ wolle man gleichzeitig auf Bedürfnisse von Gästen, Unternehmen, Mitarbeitern, Bevölkerung und Umwelt eingehen und Lösungen für zentrale Fragen wie Digitalisierung, Klimawandel und den akuten Fachkräftemangel finden. Und statt Nächtigungszahlen wolle man künftig auf einem so genannten „Tourismus-Satellitenkonto“ Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte errechnen.
Vorerst ist der „Plan T“ ein Wunschkonzert. Ob er letztlich wie schon viele andere ähnliche Leitbilder und Masterpläne ein Papiertiger oder mehr wird, das wird dann von den zu findenden ganz konkreten Lösungen abhängen.
Der Tourismus in Österreich, und ganz besonders natürlich im hier mit Abstand führenden Bundesland Tirol, ist eine große Erfolgsstory, ein extrem erfolgreicher Milliarden-Devisenbringer und Garant von Wohlstand gerade in früher verarmten Tälern. Vielfach scheint die Branche nun aber an verschiedene Grenzen, vor allem auch der Akzeptanz, in doch großen Teilen der Bevölkerung zu stoßen – vom Mitarbeitermangel bis hin zur Verkehrs- und Stauproblematik und den Diskussionen etwa über verschiedene Seilbahnprojekte.
Diskussionen über „Overtourism“ gibt es nicht nur in Venedig , Barcelona oder Mallorca, sondern zunehmend auch hierzulande. Das klar mehrheitliche Nein bei der Olympia-Volksbefragung war ein mehr als lautes Alarmsignal. Das R-Wort (für Rekord) ist seither politisch verpönt, viel lieber redet man (wie auch jetzt im Masterplan des Bundes) von Nachhaltigkeit, Wertschöpfung und dergleichen. Mit Wortkreationen allein wird der zunehmende Riss aber nicht zu kitten sein, da werden sich auch alle Seiten viel mehr als bisher bewegen und bemühen müssen.

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