TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Imageschaden im Winterparadies“, von Mario Zenhäusern, Ausgabe vom 15. August 2018

Ökologisch sensible Zeiten vertragen keine Experimente mit Chemie, das zeigen die Reaktionen auf das Monsanto-Urteil.

Innsbruck (OTS) Der Verzicht der Seilbahner auf Chemie­zusätze bei der Beschneiung ist Vergangen­heit. Soll der Kunstschnee weiter dem Rein­heitsgebot entsprechen, muss das Land handeln.

Mit mehr als 27,6 Millionen Nächtigungen verzeichnete der Tiroler Tourismus im vergangenen Winter eine Saison der Superlative. Mitverantwortlich für das Rekordergebnis war die ausgezeichnete Schneelage. Aber Winter wie der abgelaufene waren zuletzt eher selten, weshalb nahezu alle großen Skigebiete auf Kunstschnee setzen, um eine entsprechend lange Saison garantieren zu können. Bisher hatte das weiße Gold aus der Steckdose durchaus werblichen Charakter: In Tirol hat auch der Kunstschnee Trinkwasserqualität, wurden die Touristiker nicht müde zu betonen, Seilbahner reden dem Reinheitsgebot für den Tiroler Schnee das Wort.
Damit ist es jetzt vorbei. Seit das Landesverwaltungsgericht die Verwendung von Zusatzstoffen bei der Beschneiung gestattet, ist Feuer am Dach. Mit ihrer erfolgreichen Berufung gegen die bisher verbotenen Bakterienzusätze haben die Vertreter der Bergbahnen Seefeld dem Image Tirols als Winterparadies einen Bärendienst erwiesen. Ökologisch sensible Zeiten vertragen keine Experimente mit Chemie, das zeigen die zahlreichen Reaktionen auf das Monsanto-Urteil in den USA.
Das Vorgehen der Seefelder zieht einen Schlussstrich unter den bisher praktizierten freiwilligen Verzicht der Seilbahner auf den Chemieeinsatz bei der Kunstschnee-Erzeugung. Künftig werden auch andere diese Möglichkeit nützen, wenn die Beschneiung damit billiger und temperaturtechnisch weniger anspruchsvoll wird. Deshalb wird dem Gesetzgeber – in diesem Fall dem Land Tirol – nichts anderes übrig bleiben, als per Gesetz dafür zu sorgen, dass Kunstschnee auch in Zukunft nur aus Wasser und Luft besteht.

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