Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 18. Jänner 2019. Von ANITA HEUBACHER. „Hinschauen wird man wohl noch dürfen“.

Innsbruck (OTS) Fast jeder Unternehmer und Selbstständige zahlt Tourismusabgabe. In Summe kommen so 95 Millionen Euro im Jahr für die Tourismusverbände zusammen. Viel Geld – deshalb ist die Aufregung groß, wenn am Topf gerüttelt wird.

Unbestritten ist, dass die Tourismusbranche sehr viel zum Wohlstand des Landes beiträgt. Umstrittener ist, wie effizient die Millionen aus den TVB-Budgets eingesetzt werden und vor allem, ob die, die die Tourismusverbände durch die Tourismusabgabe finanziell nähren, zu Recht zum Handkuss kommen.
Um 175 Millionen Euro Gesamtbudget aus Kurtaxe und Tourismusabgabe sollten die 34 Tourismusverbände in Tirol 2017 vor allem Nächtigungen lukrieren. Das Geld kommt von den Gästen durch deren Abgabe und zu 54 Prozent von Tirols Unternehmern und Selbstständigen. Bei einem solchen Kuchen, den es zum Verteilen gibt, darf man schon genauer hinsehen.
1. Die Liste derer, die Tourismusabgabe bezahlen müssen, ist lang und gehört überdacht. Neben dem „Paradebeispiel“ Bestatter finden sich noch einige Branchen, bei denen man schon viel Phantasie braucht, um erklären zu können, wie genau sie vom Tourismus profitieren sollen. 2. Werden die Millionen effizient eingesetzt? Im Schnitt wurden die Budgets der TVB in Tirol laut Geschäftsbericht der Tirol Werbung und der Landesstatistik in fünf Jahren um knapp 22 Prozent erhöht. Mehr Geld im TVB bedeutet nicht unbedingt mehr Nächtigungen. Das liegt einerseits daran, dass man beim Marketing immer schwer weiß, welches Geld für Werbung wie viel gebracht hat und welches umsonst ausgegeben wurde. Andererseits lässt sich die Effizienz noch schwerer ermitteln, weil die Tourismusverbände vor allem in finanzschwachen Gemeinden viel in Infrastruktur investieren. Ohne Produktentwicklung kein Marketing, das ist logisch. Allerdings ist bei manchen TVB der Anteil, der in Infrastruktur fließt, mehr als 50 Prozent hoch.
3. Warum die Tourismusverbände in den letzten Jahren immer mehr Geld brauchten, sprich die Budgets erhöht wurden, ist bei einem Tourismus, der laut Landeshauptmann Günther Platter bei der Bevölkerung an Belastungsgrenzen stößt, auch zu hinterfragen. Die Aufgaben der TVB sind durch die Digitalisierung wohl eher weniger als mehr geworden. 4. Wofür das Steuergeld ausgegeben wird, ist demokratisch nicht legitimiert. Zwar darf fast jeder Tourismusabgabe zahlen, mitreden kann er aber nur bedingt, je nach Wählerklasse. Wer mehr zahlt, dessen Stimme ist bei der TVB-Vollversammlung mehr wert. Ausgerechnet in einer vor Innovation strotzenden Branche hat sich das Kurienwahlrecht gehalten.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com

[ad_2]

Quelle