Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 24. Dezember 2018; Leitartikel von Alois Vahrner: „Wenn wieder Weihnachten ist“

Innsbruck (OTS) Weihnachten 2018 ist inmitten einer unruhiger, vielfach bedrohlicher gewordenen Welt für sehr viele ein Zeitpunkt, um einmal innezuhalten – und hoffentlich den eigentlichen Sinn des wohl schönsten Festes des Jahres zu erleben.

Die angeblich ruhigste Zeit des Jahres, der Advent, ist für die allermeisten wohl schon längst zur hektischsten geworden. Die Wochen vor Weihnachten sind geprägt von Einkaufstrubel, schriller Reklame, in der rauschebärtige Santas auch hierzulande immer stärker die Werbetrommel rühren müssen, und Jahresschluss-Stress in vielen Firmen. Weihnachten als größter Umsatzgarant neben kleinen „Geschwistern“ wie Halloween, Black Friday, Women Days und anderen aus den USA importierten künstlichen Verkaufs-Förde­rern? Die wirtschaftliche Bilanz des teilweise viel zu kommerzialisierten Festes ist auch heuer nicht schlecht: Der Handel berichtet nach verhaltenem Start von einem starken Einkaufs-Finale, der Tourismus von einer sehr guten Auslastung der 350.000 Urlauber-Betten in Tirols Tourismusorten.
Weihnachten 2018: Wie passt das christliche Fest der Liebe und des Friedens in eine Zeit immer neuer politischer Krisen und Drohgebärden, der Terrorgefahr und der Tendenz zu stärkerer Polarisierung auch in Österreichs Gesellschaft? Der tiefere Sinn von Weihnachten ist in diesem schwierigen Umfeld gefragter denn je:
Es sind hoffentlich geruhsame Tage der Erholung und des ganz persönlichen Innehaltens. Es ist jedenfalls auch jene Zeit im Jahr, in der sich viele noch mehr für Nöte anderer Menschen öffnen – gerade auch im näheren und weiteren Lebensumfeld.
Ein Beispiel, das tatsächlich Mut gibt und ein ganz starkes Zeichen für Menschlichkeit und Solidarität bedeutet, ist die hohe, ja sogar noch gestiegene Spendenbereitschaft der Bevölkerung. Insgesamt 675 Millionen Euro dürften heuer von den Österreicherinnen und Österreichern für wohltätige Zwecke im In- und Ausland gespendet worden sein. Ein relativ großer Anteil davon floss in den letzten Wochen vor Weihnachten. Am höchsten ist laut Fundraising Verband Austria die Spendenbereitschaft erfreulicherweise in Westösterreich, also in Tirol, Vorarlberg und Salzburg. Allein die Leserinnen und Leser der TT spendeten zuletzt jeweils satte fünfstellige Euro-Beträge für „Licht ins Dunkel“ und den „Tiroler Sternenhimmel“ – beides Aktionen für Soforthilfe nach Schicksalsschlägen.
Vielen im Land geht es sehr gut. Trotzdem gilt jetzt, gerade zu Weihnachten, der Blick auch all jenen, die es schwer haben. Die Schere zwischen Wohlhabenden und jenen, die auch in unserem Land wenig haben, ist leider weiter aufgegangen. Aufzupassen, dass das soziale Netz nirgends reißt und die Gesellschaft zusammengehalten und nicht gespalten wird, ist ein Weihnachtswunsch auch an die Politik.

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