Studie Wasserschatz Österreichs: ÖVGW fordert Vorrang für Trinkwasserversorgung und Schutz des Grundwassers in Österreich | ÖVGW Österreichische Vereinigung für das Gas

Wien (OTS) (Wien, am 17. September 2021). Am 13. September 2021 wurde die Studie Wasserschatz Österreichs vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) veröffentlicht. Die umfassende Studie untersucht den aktuellen Wasserbedarf für ganz Österreich ebenso wie die zu erwartenden Entwicklungen in den nächsten 30 Jahren im Hinblick auf den Klimawandel. „Wir freuen uns, dass diese schon lange von uns geforderte Studie nun mit detaillierten Fachgrundlagen vorliegt. Damit haben wir eine wichtige Datenbasis für die Trinkwasserversorgung und das zukünftige Trinkwassermanagement“, so Wolfgang Nöstlinger, ÖVGW Vizepräsident und Sprecher im Wasserfach und betont: „Die Studie zeigt, dass der Klimawandel und der damit einhergehende Druck auf die Grundwasserkörper keine weiteren Verzögerungen zulassen. Wir müssen jetzt handeln. Wir Trinkwasserversorger fordern daher langfristige Vorsorgemaßnahmen zum quantitativen und qualitativen Schutz unserer kostbaren Ressource.“

Auswirkungen des Klimawandels auf unsere Wasserschätze: Abnahme von bis zu 23 % bis 2050 möglich

Österreich ist ein wasserreiches Land und in der glücklichen Lage, seinen Trinkwasserbedarf zu 100 % aus gut geschützten Quellen und Brunnen decken zu können. Eine Tatsache, die nicht zuletzt für den heimischen Tourismus eine wichtige Rolle spielt: Österreich punktet bei vielen ausländischen Gästen mit seinen ökologisch intakten Gewässern und dem hervorragenden Trinkwasser aus der Leitung.

Auch die Studie zeigt, dass der aktuelle Wasserbedarf nachhaltig aus dem Grundwasser gedeckt werden kann. Aber: Durch die Auswirkungen des Klimawandels könnten die verfügbaren Grundwasserressourcen in Österreich bis 2050 um bis zu 23 % von derzeit 5,1 Mrd. m³ auf 3,9 Mrd. m³ abnehmen – und dies bei einem prognostizierten Anstieg des jährlichen Gesamtbedarfs um 5-7 % auf 3,33 Mrd. m3 im Jahr 2050. „Die Klimakrise mit ihren Wetterextremen und Trockenperioden liegt nicht in der Zukunft – sie ist bereits da und deutlich spürbar. Regional und saisonal haben wir in Österreich in den letzten Jahren bereits Engpässe erlebt“, so Wolfgang Nöstlinger.

„Mit der Gegenüberstellung von vorhandenen Grundwassermengen und Wasserrechten ist ein Meilenstein erreicht“, so Nöstlinger weiter, „allerdings weist die Studie einige Lücken auf, die so schnell wie möglich geschlossen werden müssen. Zum Beispiel sind viele Grundwasserentnahmen mengenmäßig noch nicht erfasst.“ Selbst der Nationale Gewässerbewirtschaftungsplan (NGP) hält fest, dass sich bestimmte Grundwasserkörper aufgrund einiger heißer und trockener Sommer nicht wie üblich gefüllt haben.

ÖVGW fordert gesetzliche Vorrangregelung für Trinkwasserversorgung

Konkret fordert die ÖVGW sofortige Vorsorgemaßnahmen in Form von Investitionen in die Infrastruktur und den Bau von Verbundleitungen, sowie eine gesetzliche Verankerung des Versorgungsauftrages in das Wasserrechtsgesetz aus dem Jahr 1959: „Als Trinkwasserversorger tragen wir große Verantwortung. Daher sehen wir es als unsere Pflicht, vom ungünstigsten in der Studie dargestellten Szenario auszugehen, um im Krisenfall gut vorbereitet zu sein. Dazu braucht es umfassende Vorsorgemaßnahmen und eine gesetzlich verankerte Vorrangregelung für die Trinkwasserversorgung“, so Wolfgang Nöstlinger. Dabei geht es nicht nur um die Versorgung der Bevölkerung und Haushalte mit Trinkwasser zum Kochen und Genießen – auch der Aspekt der Hygiene spielt eine wesentliche Rolle: Wasser wird für die sanitäre Entsorgung (z.B. WC-Spülung) benötigt. Fällt diese Versorgung aus, besteht das Risiko flächendeckender Seuchen.

Nutzungskonflikten entgegenwirken

Denn wie das „Wasserschatzszenario ungünstig“ der Studie zeigt, steigt in einigen Szenarienregionen die Nutzungsintensität über 75 % und in einigen Szenarienregionen kann der Bedarf die verfügbare Grundwasserressource übersteigen. Dadurch können sich regional Nutzungskonflikte ergeben. „Österreich ist davon bisher weitestgehend verschont geblieben – das darf uns aber nicht in Sicherheit wiegen“, warnt Nöstlinger und weist darauf hin, dass es in anderen europäischen Staaten (z.B. Deutschland) aufgrund stark abgesunkener Grundwasserspiegel bereits zu solchen Nutzungskonflikten komme.

Konkret geht es bei den angesprochenen Konflikten um die Verteilung der kostbaren Ressource auf Industrie, Landwirtschaft und Bevölkerung bzw. Haushalte. In der Landwirtschaft ist der Wasserbedarf sehr saisonal und regional, könnte sich laut der Studie bis 2050 aber nahezu verdoppeln. Mit geringen Bedarfsveränderungen wird hingegen im Bereich Industrie und Gewerbe gerechnet. Mit etwa 2.210 Mio. m³ pro Jahr (davon rund 330 Mio. m3/Jahr aus dem Grundwasser) ist dies jedoch mit Abstand der Wirtschaftssektor mit der größten Wasserentnahme. Der Wasserbedarf der Bevölkerung (Haushalte) wird sich laut der Studie bis 2050 um 11-15 % erhöhen.

„Unser Ziel ist es, dass nicht-essenzielle Grundwasserentnahmen bei kritischen Grundwasserständen in Zukunft behördlich gestoppt werden können“, sagt Nöstlinger. Die bereits heute mögliche regionale Einschränkung von Poolbefüllungen und Gartenbewässerungen in längeren Hitze- und Trockenperioden reiche dabei nicht mehr aus: „Wir alle wollen sorgsam mit der Ressource umgehen. Aber auch für Industrie und Landwirtschaft müssen verbindliche Methoden des ressourcenschonenden Umgangs und einer möglichst geringen Verschmutzung festgelegt werden“, so der ÖVGW Vizepräsident.

Die ÖVGW

Die Österreichische Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW) ist die einzige, unabhängige und freiwillige Interessensvertretung für die österreichischen Trinkwasser-Versorger. Sie zählt über 260 Unternehmen aus dem Wasserbereich zu ihren Mitgliedern. Über Kooperationen mit Landesverbänden vertritt die ÖVGW mehr als 1.500 Wasserversorger. Diese beliefern rund 80 % der zentral versorgten Bevölkerung mit Trinkwasser. Das österreichische Trinkwasser wird zu 100 % aus Grundwasser aus Quellen und Brunnen gewonnen. Für die ÖVGW steht daher der Schutz des Grundwassers und die sichere Versorgung der Bevölkerung mit gesundem, hochqualitativem Trinkwasser auch in Zeiten des Klimawandels im Fokus.

Rückfragen & Kontakt:

Mag. Michaela Jungbauer
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