Retten wir die Vielfalt der Mostbirnen: Erste Mostbirnenschau seit über 100 Jahren mit 250 Proben

Hoffnung für die Mostbirne – ARCHE NOAH spürt Vielfalt auf und übernimmt den Aufbau einer Sammlung für bewährte und unbekannte Sorten

Schiltern/ Wien (OTS) Mosthöfe gehörten einst zu den Wohlhabendsten. Mitte des letzten Jahrhunderts kam es zu einer folgenschweren Trendwende. Die Streuobstbestände mit ihren landschaftsprägenden Hochstammbäumen mussten dem Plantagenobst weichen und wurden großflächig gerodet. Seit einiger Zeit ist wieder Hoffnung für die Mostbirne in Sicht. Eine junge Generation Landwirtinnen und Landwirte widmet sich deren neuen kulinarischen Verwertung, pflegt hunderte Jahre alte Restbestände und investiert in Neupflanzungen. ARCHE NOAH unterstützt diese Initiativen mit gezielter Forschung zur Sortenvielfalt. Letztes Wochenende konnte in Schiltern als Zwischenergebnis eine große Ausstellung präsentiert werden, ihres Zeichens die erste Mostbirnenschau seit über 100 Jahren.

Zitat Bernd Kajtna, Geschäftsführer und ausgewiesener Obstfachmann zum Mostbirnenprojekt der ARCHE NOAH: Unser Ziel ist die dauerhafte Erhaltung einer großen Vielfalt. Oftmals ist nur mehr ein einziger Baum aufzuspüren und der ist dann schon ein alter Greis. Stirbt dieser Baum, stirbt mit ihm auch wieder eine Sorte aus. Daher ist es so wichtig jetzt rasch zu handeln.“

Große Sortenschau: 250 Mostbirnenproben aus ganz Österreich zeigen beeindruckende Vielfalt

Bereits im Frühjahr startete ARCHE NOAH einen österreichweiten Aufruf, um vergessene und besondere Sorten aufzuspüren. Das Ergebnis ist beeindruckend. Von Vorarlberg bis Wien wurden über 250 Mostbirnenproben zur herbstlichen Ausstellung nach Schiltern geliefert. Beteiligt haben sich Private, lokale Obstbauvereine aber auch die Obstsorten-Genbank Ritzlhof bei Linz oder das Bundesamt für Wein- und Obstbau Klosterneuburg. Insbesondere Mitglieder der ARGE Streuobst haben akribisch einige der typischen Mostbirnenregionen durchforstet und dabei wirklich seltene, unbekannte, noch namenlose Exemplare von bewährten Haus- und Hofsorten aufgestöbert.

Wussten Sie: Mostbirnen sind fesche Kerle mit vielseitiger Verwendung

Einmalig und eindrucksvoll präsentierte sich die Mostbirnenvielfalt auf der rund 25 Meter langen Tafel im barocken Pavillon im Schaugarten der ARCHE NOAH in Schiltern. Es zeigten sich dabei schon rein äußerlich große Unterschiede. Sowohl in der Struktur der Haut, im Farbspiel – von Grün über Gelb zu Rot und Braun – genauso wie in der Form – von schlanker Flasche bis dickbauchig. Die kleinste Mostbirne namens ‚Normnännische Ciderbirne‘ misst nur ein paar Zentimeter und brachte 13g auf die Waage, die größte, eine ‚Bayrische Weinbirne‘ wog 268g. Standort und Klima spielen bei der Ausprägung eine wesentliche Rolle. Bewertet wurden dann natürlich auch das Innenleben, die Konsistenz und der Geschmack. Daran lässt sich erkennen, wofür eine Frucht in erster Linie geeignet ist. Da gibt es die reinen Most- und Saftsorten, andere taugen besonders zum Dörren („Kletznbirn“) oder zum Einrexen und manche sind sogar frisch zum Reinbeißen ein Genuss.

Wer bin ich: Österreichs beste Obstkundler legten Bestimmungsmarathon hin

Nach dem Auftaflen der 250 Proben gingen die herausragendsten Obstkundler Österreichs ans Werk. Sie haben einen wahrlichen Bestimmungs- und Verkostungsmarathon hingelegt. Mit Dr. Siegfried Bernkopf konnte der Doyen der österreichischen Pomologen gewonnen werden. Von der jüngeren Garde waren DI Gerlinde Handlechner und DI Dr. Martina Schmidthaler im Einsatz. Die beiden sind auch Autorinnen des aktuellen Mostbirnen-Standardwerkes mit über 100 Sortenportraits. Als weitere Mostbirnenexpertin war DI Katharina Varadi-Dianat, Obfrau der ARGE Streuobst am Werk. Auch das ARCHE NOAH Obstteam mit Geschäftsführer DI Bernd Kajtna und der Leiterin der Obstsammlung, DDI Elisabeth Schüller hat sich an diesem Tag kundig durch das versammelte Material gearbeitet.

Wie geht es weiter: Neuentdeckte Sorten mithilfe der ARCHE NOAH Sammlung retten

Die Vielversprechendsten – gemeinsam wurden an die 75 Proben herausgefiltert – werden nun weiterverfolgt. Ziel ist eine dauerhafte Erhaltung in der Obstsammlung der ARCHE NOAH. Dazu müssen in den nächsten Jahren von jeder Sorte mehrere Jungbäume veredelt und in einer betreuten Anlage ausgepflanzt werden. Starthilfe für die Sortensuche, die Ausstellung und Verkostung kam vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und den bereits 350 Obstbaumpaten der ARCHE NOAH. Für die weitere Arbeit werden noch dringend Spenden benötigt. Wer eine mehrjährige Patenschaft übernehmen oder auch mit einem einmaligen Betrag die zukünftige Mostbirnensammlung unterstützen möchte ist herzlich dazu eingeladen.

www.obstbaumpate.at bzw. www.arche-noah.at/spende

Rückfragen & Kontakt:

ARCHE NOAH, Gesellschaft zur Erhaltung und Verbreitung der Kulturpflanzenvielfalt
Elisabeth Plitzka
Pressereferentin
+436767725895
elisabeth.plitzka@arche-noah.at

DDI Elisabeth Schüller
Leitung Obstsammlung
+436765585399
https://www.arche-noah.at

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