NR-Präsident Sobotka: Müssen Chancen der Digitalisierung in der Arbeitswelt nutzen

AMS-Studie zu New Digital Skills im Parlament vorgestellt

Wien (PK) Die Digitalisierung verändert die Arbeitswelt in raschem Tempo und damit auch die Anforderungen an Unternehmen und Beschäftigte. Das AMS hat daher die Initiative „New Digital Skills“ gestartet, deren Ergebnisse auf Einladung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich, gestern Abend im Parlament in der Hofburg präsentiert wurden. Nationalratspräsident Sobotka hielt fest, dass in der EU und in Österreich durchaus Handlungsbedarf im Bereich der Digital Skills besteht, um die Herausforderungen an die Arbeitswelt der Zukunft meistern zu können.

Insgesamt haben 125 ExpertInnen aus Unternehmen aus den Bereichen Tourismus, Handel, Bau und Bauökologie, Produktion sowie Büro und Verwaltung, sowie weitere 17 aus Ausbildungs- und Sozialpartnereinrichtungen die Frage behandelt, welche digitale Fertigkeiten in der heutigen und künftigen Arbeitswelt tatsächlich gefragt sind. Laut AMS-Vorstand Kopf werden die so gewonnenen Ergebnisse in die Weiterbildungsangebote des AMS einfließen. Sie sollen darüber hinaus auch Unternehmen für ihre betrieblichen Weiterbildungen zur Verfügung stehen und seien auch als Impulsgeber für das Bildungssystem und die Politik gedacht.

Sobotka: Europa muss sich Herausforderungen der Digitalisierung stellen

„Die rasch voranschreitende Digitalisierung ist mit Hoffnungen, aber auch einer gewissen Ungewissheit, vor allem mit Blick auf die Arbeitswelt der Zukunft, verbunden. Hier gilt es Antworten zu finden, sowohl in dieser Hinsicht, als auch in Bezug auf die Frage, wie der europäische Wirtschaftsstandort für den internationalen Wettbewerb gestärkt werden kann. Daher ist es wichtig, dass die Debatte darüber auch im Parlament stattfindet. Die Zukunft gestalten heißt, Digitalisierung zu gestalten“, sagte Sobotka in seiner Begrüßungsrede.

Als eine zentrale Frage sieht Sobotka, wie sich Europa und die EU gegenüber der Digitalisierungsstrategie der USA und Chinas behaupten können. Er sehe hier die Chance für einen eigenen europäischen Weg, der Innovation mit wichtigen gesellschaftlichen Werten, etwa dem Datenschutz, kombiniert. Die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen habe daher auch die Frage der Digitalisierung zu einem der Schwerpunkte ihrer Präsidentschaft gemacht.

Um die Chancen der Digitalisierung richtig nutzen zu können, bedürfe es jedoch kluger Investitionen in Qualifikationen und Kompetenzen, betonte Sobotka. Hier bestehe EU-weit Handlungsbedarf. Mehr als ein Drittel der Beschäftigten in der EU haben derzeit keine ausreichenden digitalen Kompetenzen, während mehr als die Hälfte der europäischen Unternehmen qualifiziertes Personal sucht.

Österreich wolle eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn es um Fragen wie Datennutzung, aber auch Datensicherheit geht. Die Digital Skills-Initiative des AMS setze daher an der richtigen Stelle an. Das Wissen darüber, welche neuen Fähigkeiten gebraucht werden, sei die Basis, um digitale Kompetenz gezielt schulen und entwickeln zu können, sagte Sobotka.

Henning Beck: Menschen sind keine biologischen Rechenmaschinen

In seiner Keynote zur Veranstaltung befasste sich der Neurowissenschaftler und Autor Henning Beck mit der immer wieder aufgeworfenen Frage, ob menschliche Arbeitskraft früher oder später in allen Bereichen von Computern ersetzt werden kann. Um sich dieser Frage anzunähern, ging er von den neuen Erkenntnissen der Hirnforschung aus. Grundsätzlich müsse man sich von der beliebten Gleichsetzung des Gehirns mit einer Computerfestplatte lösen. Der Mensch sei weit mehr als eine biologische Rechenmaschine. Die Rechenleistung heutiger Computer sei dem menschlichen Gehirn unendlich überlegen, mit dieser in Konkurrenz treten zu wollen, sei daher ein verfehlter Ansatz. Reine Routinearbeiten, wie sie eine Maschine besser durchführen könne, seien meist auch keine menschenwürdigen Tätigkeiten, so Becks Schlussfolgerung für die Zukunft der Arbeitswelt.

Das Gehirn sei hingegen zu Leistungen fähig, die Computer durch reine Rechenleistung niemals nachbilden können, führte er aus. Es sei imstande, Konzepte zu verstehen und ständig neue zu entwickeln. Künstliche Intelligenz werde daher auch in absehbarer Zukunft nie imstande sein, die menschliche Kreativität zu ersetzen. Gerade die menschliche Fähigkeit, immer neue Ideen zu entwickeln, sei notwendig, um die Zukunft zu bewältigen. „Die nächste entscheidende Idee, die unsere Welt verändern wird, wird zweifellos von einem Gehirn kommen, nicht von einer Maschine“, schloss Beck daraus.

Digitale Arbeitswelt erfordert soziale und methodische Kompetenzen, Offenheit und Lernbereitschaft

AMS-Vorstand Johannes Kopf und Thomas Mayr vom Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft präsentierten einige der wichtigsten Punkte der Studie über die Digital Skills, die in der heutigen Arbeitswelt gefragt sind. Ein wesentlicher Aspekt der Studie sei, dass sie mit einer Reihe führender Unternehmen entwickelt wurde. Sie vermittle daher ein gutes Bild dessen, was in der Arbeitswelt heute gebraucht wird, hielt Kopf einleitend fest.

Die Digitalisierung verändert Berufe und Fähigkeiten und wirkt sich auf Prozesse, Workflows und Tätigkeitsprofile aus. Digitalisierung macht daher laufende Aus- und Weiterbildung notwendig, lautet eines der grundlegenden Statements der Studie. Innovative Dienstleistungen, vielschichtige Geschäftsmodelle und komplexe Kommunikationskanäle führen auch zu einer Ausdifferenzierung und Schärfung von Kompetenzprofilen. Dabei hätten sich die Anforderungen an die Kernkompetenz der MitarbeiterInnen durch die Digitalisierung im Wesentlichen nicht verändert, der Bedarf an Fachkompetenzen habe sich sogar verstärkt.

Neue Strukturen, die durch die Digitalisierung entstehen, erfordern zudem mehr Kommunikationskompetenz. Das meint Verständnis für „digitale Etikette“ ebenso wie für die Gestaltung von Informationsflüssen und Projektabläufen. Digitale Tools ermöglichen neue Arbeitsweisen, wie virtuelle Teams, gemeinsames Daten- und Wissensmanagement, flexible Arbeitsplätze und Telearbeit. Interdisziplinäre Teams machen interdisziplinäres Denken und Prozessverständnis notwendig. Kollaborative Arbeit mit digitalen Tools braucht die Kombination von Fachwissen, Prozesswissen und „Hausverstand“ ebenso wie soziale und methodische Kompetenzen, Offenheit und Lernbereitschaft.

Der Umgang mit den erforderlichen organisatorischen Veränderungen der Digitalisierung bedarf auch einer digitalen Gesamtstrategie und sei damit ein wesentliches Thema für Führungskräfte, führten die Vortragenden aus. Die Digitalisierung müsse den Bedürfnissen, Kompetenzen und Ressourcen der MitarbeiterInnen entsprechen, um nicht ins Leere zu gehen. Digitale Tools und Systeme können jedoch das Lernen und den Wissenstransfer wesentlich unterstützen. (Schluss) sox

HINWEIS: Fotos von dieser Veranstaltung finden Sie auf der Website des Parlaments.


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