Lehrausbildung: Hebenstreit fordert von Regierung seriöse Arbeitsmarktpolitik ein

In Österreich gibt es generell zu wenig Lehrstellen – Fachkräftemangel und AsylwerberInnen in Lehre nicht populistisch über einen Kamm scheren

Wien (OTS) „Im Jänner wurden laut einem Bericht der „Presse“ in Österreich 4.405 offene Lehrstellen gemeldet und diesen standen 5.846 Lehrstellensuchende gegenüber. Österreichweit standen Anfang des Jahres 727 AsylwerberInnen in einem Lehrverhältnis. Politik und Wirtschaft sollen endlich aufhören, einen Fachkräftemangel herbeizureden, sondern mehr Lehr- und Ausbildungsplätze zur Verfügung stellen“, verdeutlicht Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Verkehrs- und Dienstleistungsgewerkschaft vida. Denn diese Zahlen zeigen klar, dass es in Österreich schon länger zu wenig Lehrstellen für Ausbildungsplatzsuchende gibt. Und zwar mit oder ohne den AsylwerberInnen, die eine Lehre absolvieren, fordert Hebenstreit von den Regierungsparteien, „endlich den Weg einer seriösen Arbeitsmarktpolitik einzuschlagen“. ****   

„Es gibt einerseits AsylwerberInnen und andererseits Fachkräfte“, so der vida-Gewerkschafter weiter. „Man darf hier nicht populistisch und unseriös über einen Kamm scheren. Beide Gruppen haben allein schon von ihren unterschiedlichen zahlenmäßigen Dimensionen nichts miteinander zu tun. Denn Österreich ist Mitglied der 500 Millionen-Einwohnervolkswirtschaft EU. Innerhalb dieses Wirtschaftsraumes kann jeder österreichische Betrieb ohne bürokratische Hürden MitarbeiterInnen anwerben. Deshalb braucht es in der aktuellen Lage des europäischen Arbeitsmarktes auch nur in Ausnahmefällen Rot-Weiß-Rot-Cards oder ähnliche Programme für Beschäftigte aus Drittstaaten. 

Betriebe, die kein Personal finden, sollten sich zuerst einmal die Frage stellen, warum das so ist. „Dazu darf nicht unerwähnt bleiben, dass die Arbeitgeber in Österreich bereits genug Geschenke von der Regierung erhalten haben. Es braucht neben den ausgeweiteten Arbeitszeiten im Rahmen der von der Regierung und den NEOS eingeführten 60-Stunden-Woche und den in einem Aufwaschen gleich noch per Gesetz verkürzten Ruhezeiten nicht auch noch ein zusätzliches Arbeitskräfteüberangebot aus Drittstaaten, um die Löhne zu drücken“, kritisiert Hebenstreit.  

Gerade bei der Lohnentwicklung müsse die sich immer stärker öffnende Schere geschlossen werden, fordert der vida-Vorsitzende, da jene mit stabilen Beschäftigungsverhältnissen zwar profitieren, aber alle anderen – und hier vor allem junge Arbeitskräfte – nichts davon hätten. „Deren Situation wird mit einer Politik der weiteren unnötigen Erhöhung des Arbeitskräfteangebots nur verschlimmert“, bekräftigt Hebenstreit.   

„Wifo-Zahlen zeigen zudem, dass die stark gestiegene Einwanderung aus den EU-Mitgliedsländern in Osteuropa, etwa aus Ungarn, Rumänien, Bulgarien oder der Slowakei, Spuren hinterlassen hat: Die ausländischen Beschäftigten arbeiten häufiger im Tourismus, in der Landwirtschaft oder als Leiharbeiter. Mit der Öffnung des Arbeitsmarktes für Beschäftigte aus diesen Ländern ist es somit zu einem ‚Knick‘ in der Lohnentwicklung gekommen. Denn durch die Öffnung des Arbeitsmarktes ist es zu einem Anstieg des Arbeitskräfteangebots gekommen, der sich negativ auf die Lohnentwicklung ausgewirkt hat: Die Reallöhne unter Beschäftigten mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft sind seit dem Jahr 2000 um über drei Prozent gefallen“, warnt der vida-Gewerkschafter. 

Eine Umkehr dieser Entwicklung sei nicht in Sicht. Das Arbeitskräfteangebot in der EU sei nach wie vor sehr hoch, werde aber nicht aktiviert bzw. entsprechend von Österreich abgerufen. „Es ist in hohem Maß unsolidarisch, wenn man gleichzeitig unter hohem bürokratischen Genehmigungsaufwand Menschen aus Drittstaaten holen will, um den Druck auf die ArbeitnehmerInnen weiter zu erhöhen, fordert Hebenstreit die Bundesregierung auf, „dieser arbeitnehmerfeindlichen Politik ein Ende zu setzen“.  

„SpezialistInnen, die es in ganz Europa nicht gibt, die sollte man weltweit rekrutieren können. Da bin ich nicht dagegen“, sagt Hebenstreit. „Das kann man unbürokratisch lösen, indem man beispielsweise sagt, ab einem Monatslohn von 7.500 Euro brutto für die normale gesetzliche Arbeitszeit gibt es rasche und einfache Genehmigungen. Diese Menschen brauchen wir einfach“, führt Hebenstreit abschließend aus.

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