Das Vorkrisenniveau bei Umsätzen noch heuer in Reichweite

Gewerbe und Handwerk: Lichtblicke in der Krise — Hoffnung auf baldige Erholung — Allerdings Sorge um Auftragslage 2021 in manchen Branchen

Salzburg (OTS) Salzburgs Gewerbe- und Handwerksbetriebe haben das Rennen um die wirtschaftliche Erholung aufgenommen. „Wir sind mitten im Neustart“, betont Josef Mikl, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKS. „Bei vielen Betrieben kommt die Zielflagge ‚Rückkehr zum Vorkrisenniveau‘ noch heuer in Sicht“, berichtet Mikl über erste positive Zeichen der Erholung. Dennoch braucht es gerade jetzt massiven Rückenwind von Seiten der Politik, stellt WKS-Präsident Peter Buchmüller mit Nachdruck fest.

Die unmittelbare Corona-Krise von März bis Mai hat auch das Salzburger Gewerbe und Handwerk massiv getroffen. Laut jüngsten Daten der KMU Forschung Austria sind die Umsätze der 20.945 Betriebe in Salzburg im März um 19%, im April um 31% und im Mai um 18% gesunken. Im Vergleich zu anderen Sektoren wie etwa dem Tourismus oder vielen Branchen des Handels, ist das Minus aber noch vergleichsweise gering ausgefallen. Immerhin 54% (23% gut, 31% saisonüblich) betrachten die Geschäftslage im zweiten Quartal als gut, bzw. saisonüblich (im Vergleich zum Vorjahresquartal), während 46% die Geschäftslage als schlecht bezeichnen (2019: 13%).

Unterschiedliche Betroffenheit von wenig bis extrem hoch

Allerdings zeigt sich im Detail eine höchst unterschiedliche Lage der Betroffenheit:

– Branchen, die schließungsbedingt auf null herunterfahren mussten, haben in der Zwischenzeit wieder einiges aufgeholt, etwa die Friseure, Masseure und andere Dienstleister.

– Manche Branchen wie das Baugewerbe, der Holzbau und manche Baunebengewerbe, konnten während des unmittelbaren Corona-Shutdowns weiterarbeiten, wofür sich die WKS besonders eingesetzt hat.

– Massiv unter den Schließungen gelitten haben hingegen Zulieferer zum Tourismus wie Veranstaltungstechniker, oder konsumnahe Branchen wie Floristen. Generell zeichnet sich das Bild ab, dass konsumnahe Sektoren und Dienstleister stärker unter Druck gekommen sind als produktionsorientierte Gewerbebetriebe. Ebenso waren kleine Unternehmen bis zu neun Beschäftigten stärker vom Shutdown betroffen als größere Unternehmen.

Salzburgs Betriebe im Bereich Gewerbe und Handwerk setzten in erster Linie als Reaktion auf die Corona-Krise auf den Abbau von Urlaub und Überstunden (53%), auf die Einführung von Kurzarbeit (56%) und auf die Reduktion beim Einkauf (37%). Nur 24% der Betriebe haben Investitionsvorhaben abgebrochen (Österreich 31%). 35% nutzten oder werden noch Stundungen und Herabsetzungen von Steuervorauszahlungen nutzen, 32% den Härtefallfonds und 26% Überbrückungsgarantien für Betriebsmittelkredite über die Hausbank.

Es geht langsam, aber kontinuierlich bergauf

„Salzburgs Mittelstand in Gewerbe und Handwerk hat sich einmal mehr sehr flexibel gezeigt. Wir haben den Lockdown mit Blessuren gemeistert. Jetzt geht es um die Rückkehr zu gewohnten Umsatzhöhen“, stellt Mikl fest. Hier zeichnen sich eine erfreuliche Tendenz ab, denn für die Mehrheit der Betriebe dürfte die Krise möglicherweise noch heuer bewältigt sein:

– Rd. 30% der Salzburger Gewerbe- und Handwerksbetriebe haben das Vorkrisenniveau mit Ende Mai bereits wieder erreicht (Österreich:
22%).

– 40% erwarten, dass bis Jahresende zum Vorkrisenniveau aufgeschlossen werden kann, vorausgesetzt, es gibt keine zweite geschäftshemmende Welle.

– Rd. 30% gehen davon aus, erst 2021 den Weg zurück zum Umsatzniveau von 2019 zu schaffen.

– Österreichweit (hier gibt es keine Salzburger Daten) erwarten nur ein Prozent der Gewerbe- und Handwerksunternehmen, dauerhaft schließen zu müssen.

– In der KMU Forschung Austria geht man auf Basis von Sonderauswertungen davon aus, dass es zwar Einbußen im Gewinn geben wird, aber bei vielen Betrieben sich den-noch schwarze Zahlen ausgehen.

Sparte hofft auf mehr Rückenwind von der Politik

Die Daten der KMU Forschung Austria lassen jedenfalls den Schluss zu:
„Es geht langsam, aber kontinuierlich bergauf“, zieht Mikl das Resümee aus den Umfragen. Umso mehr hofft man jetzt auf genügend Rückenwind von Seiten der Politik. Denn auch wenn es nun erste Zeichen der Erholungen gibt, rechnet man in der Sparte Gewerbe und Handwerk nach dem Abarbeiten der aufgeschobenen Aufträge aus der Corona-Zeit mit einer Auftragslücke spätestens 2021. „Diese Konjunkturdelle können wir uns nicht mehr leisten“, betont Mikl.

Der Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk fordert daher eine Neuauflage des Handwerkerbonus. Beim 2014 eingeführten Modell — eigentlich ein Bonus für Konsumenten — konnten Privatpersonen eine Förderung von bis zu 600 € für die Renovierung, Erhaltung oder Modernisierung ihres Hauses oder ihrer Wohnung in Anspruch nehmen. Gefördert wurden die Kosten für Arbeitsleistungen von Handwerkern und befugten Gewerbetreibenden im Ausmaß von 20%, gedeckelt mit 3.000 € ohne Umsatzsteuer. 2017 ist das Modell ausgelaufen. Es hat laut Studien über 210 Mill. € an zusätzlichen Aufträgen ausgelöst.

„Der Handwerkerbonus, diesmal breiter aufgestellt und mit längerer Gültigkeitsdauer, bringt erneut eine Win-win–Situation für Unternehmen, Konsumenten und den Fiskus. Die Schwarzarbeit wurde durch den Handwerkerbonus zurückgedrängt. Gleichzeitig wurden die Ausgaben für die Förderungen durch zusätzliche Steuereinnahmen mehr als kompensiert“, verweist Mikl auf die positiven Erfahrungen.

Ebenso befindet sich auf der Wunschliste der Sparte Gewerbe und Handwerk einen Investitionsfreibetrag (20%) auf Investitionen in maschinelle Anlagen, immaterielle Wirtschaftsgüter (z. B. Software) und die Sanierung und Umbau von Gebäuden, sowie einen erhöhten Investitionsfreibetrag bei energieeffizienten Neubauten und thermische Gebäudesanierungen.

Lehrlinge: „Wir bilden weiter aus!“

Eher erfreulich sieht die Personalplanung der Betriebe bis September 2020 aus: 29% wollen den Beschäftigtenstand erhöhen (Vorjahr: 21%), 68% den Personalstand konstant halten und 3% der Betriebe den Personalstand verringern (im Schnitt um drei Personen).

Noch lange nicht problematisch sieht man in der Sparte Gewerbe und Handwerk die Lehrlingssituation: „Wir bilden weiter aus“, betont Mikl, der auf 1.390 aktive Lehrlingsausbildungsbetriebe verweist, deren Zahl in der Krise nur um 3% verringert wurde. Derzeit befinden sich mit Ende Mai 3.637 Lehrlinge in Ausbildung (-1,3%). Und noch immer gibt es im Bereich Gewerbe und Handwerk einen Überhang an offenen Lehrstellen gegenüber Lehrstellensuchenden.

Eine große Hilfe stellt in diesem Zusammenhang der Lehrlingsbonus der Bundesregierung dar, der seit vergangener Woche beantragt werden kann. Er ist ein wichtiges Signal an die Ausbildungsbetriebe, auch 2020 wieder auf die Lehre als Fundament unserer Fachkräfte zu setzen. „Denn spätestens nach der Überwindung der Corona-Wirtschaftskrise sind wir wieder mit einem demografisch bedingten Fachkräftemangel konfrontiert. Die Sparte Gewerbe und Handwerk setzt daher weiterhin massiv auf die Lehre als Basis der Qualifikation im Betrieb!“

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