„Das Burgenland – Ein Grenzfall“: Teil 8 der „Universum History“-Reihe „Unser Österreich“ am 23. Oktober, 21.05 Uhr in ORF 2

Wien (OTS) Mit der neunteiligen Reihe „Unser Österreich“ startete „Universum History“ im Dezember 2015 eine aufwendige Dokumentationsreihe im Hauptabend, die erstmals die facettenreiche Geschichte von Österreichs Bundesländern in den Mittelpunkt rückt. Die Geschichte der Bundesländer wird anhand von neun Familien erzählt, deren Geschichte mit der ihrer Heimat verbunden ist. Mit diesen Protagonisten werden historische Wendepunkte, persönliche Schlüsselerlebnisse, aber auch die Auseinandersetzung mit Tradition und Veränderung thematisiert.

In der achten Folge zeichnet Regisseur Fritz Kalteis die wechselvolle Geschichte des Burgenlands und die Identitätssuche seiner Menschen nach. Wie viele Burgenländerinnen und Burgenländer mussten auch die Mitglieder der Familie Träger aus Pinkafeld ihren Platz im jüngsten österreichischen Bundesland – im Spannungsfeld zwischen Österreich und Ungarn – erst finden. Der Erste Weltkrieg entzweit die Familie:
Während der ehrgeizige junge Beamte Ernst „Ernö“ Träger für einen Verbleib bei Ungarn kämpft, setzen seine Eltern auf eine Zukunft im neuen österreichischen Burgenland. Als Mitglied der interalliierten Grenzkommission muss Ernö Träger den Grenzverlauf zwischen Österreich und Ungarn mitbestimmen, muss eine Grenze ziehen, die er selbst nicht will – und bleibt danach auf der ungarischen Seite. Jahrzehnte später, nach dem Volksaufstand von 1956, will er schließlich aus Ungarn fliehen – und scheitert. Erst der Fall des Eisernen Vorhangs wird die Trägers aus Österreich und Ungarn wieder zusammenführen.

ORF 2 zeigt die Dokumentation „Das Burgenland – Ein Grenzfall“ im Rahmen des ORF-Programmschwerpunkts anlässlich des 100-jährigen Republiksjubiläums am Dienstag, dem 23. Oktober 2018, um 21.05 Uhr. Am 30. Oktober folgt „Wien – Geschichte aus der Vorstadt“ und ab 1. November stehen die sieben weiteren „Unser Österreich“-Folgen auf dem Programm von ORF 2.

Universum History: „Unser Österreich: Das Burgenland – Ein Grenzfall“

Seit 1921 gehört das Burgenland zu Österreich. Für die Österreicher/innen heute selbstverständlich – doch als jüngstes Bundesland musste das Burgenland lange um seine Identität ringen. „Universum History“ zeigt am Beispiel der Familie Träger aus Pinkafeld, wie im Lauf der Geschichte aus Ungarinnen und Ungarn überzeugte Burgenländer/innen wurden. „Das wollte er nicht, dass das Burgenland zu Österreich kommt. Das hat er als Raub gesehen“. Nora Fleckl wird emotional, wenn sie über ihren Vorfahren Ernst „Ernö“ Träger spricht. Mit ihm teilt sie die Leidenschaft für die ungarische Kultur und Sprache – und ist doch froh, auf der für sie „richtigen“ Seite der Grenze gelandet zu sein. Der ehrgeizige Beamte Ernö Träger – dargestellt von Thomas Mraz – ist die Hauptfigur der neuesten Folge der Reihe „Unser Österreich“, die sich mit dem Werden des Burgenlandes auseinandersetzt. Ernö, Sohn einer Bäckerdynastie aus Pinkafeld – ungarisch Pinkafö –, wurde, ohne es selbst zu wollen, zu einem der Väter des Burgenlandes. Die Trägers stehen im Mittelpunkt des Films – und mit ihnen die Bäckerei und Konditorei, die seit 1780 besteht. „Wenn die Mauern erzählen könnten, dann gäbe es da sehr, sehr viel Geschichte“, sagt Juniorchefin Veronika Träger.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sollte der deutschsprachige Teil Westungarns zu Österreich kommen. Doch Ernö Träger, der sich immer als ungarischer Staatsangehöriger verstanden hatte, will den „Anschluss“ an Österreich nicht akzeptieren – und zieht als ungarischer Kommissär jene Grenze, die das Burgenland bis heute von Ungarn trennt.

1921 wird aus Deutsch-Westungarn Österreichs jüngstes Bundesland. 285.000 Einwohner/innen hat das Burgenland nun. Doch darüber hinaus verbindet die Menschen der pannonischen Weite im Norden noch wenig mit jenen des waldigen Hügellandes im Süden – auch in Pinkafeld. „Wir sind mentalitätsmäßig eher der Steiermark angegliedert“, sagt Seniorchef Reinhard Träger. „Und rund um den Neusiedler See sind sie mehr nach Niederösterreich orientiert.“ Der Historiker Herbert Brettl bringt die Problematik des jungen Landes auf den Punkt: „Zunächst einmal gibt es keinen Burgenländer und keine Burgenländerin. Hier war seit 1.000 Jahren Westungarn, in dem Menschen verschiedenster Sprachen und Religionen leben. Es gibt keine Einheit.“

Tatsächlich wird es noch Jahrzehnte dauern, bis aus der bunten Mischung aus Deutschen, Kroaten, Ungarn, Juden und Roma ein gemeinsames Ganzes erwächst. Kurioserweise ist es gerade die Grenzlage am Eisernen Vorhang, die die Burgenländer/innen langsam zusammenrücken lässt, ohne dabei die Vielfalt der Volksgruppen im Burgenland zu gefährden. „Es gibt eine Pluralität“, sagt die Historikerin Ursula Mindler-Steiner, „und mit der wächst man hier ganz einfach auf.“ Aus dem Armenhaus Österreichs, das das Burgenland lange Zeit war, ist in den vergangenen Jahrzehnten ein pulsierender Lebensraum, aus dem „Grenzfall“ Burgenland ein Erfolgsprojekt geworden. Reinhard Träger ist heute stolz auf sein Heimatland: „Ich habe immer gesagt, dass ich aus dem Burgenland bin. Die längste Zeit hat der Westen von Österreich ja geglaubt, im Burgenland, da gehen sie noch barfuß. Aber die merken jetzt auch: Da ist es super zum Leben.“

Ernö Träger, Hauptfigur der Dokumentation, hat seine Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr wiedersehen können. Er macht im Ungarn der Zwischenkriegszeit Karriere, verliert unter den Kommunisten alles und versucht nach dem Volksaufstand in Ungarn 1956 zurück ins Burgenland zu kommen – vergeblich. Für Regisseur Kalteis macht diese Ambivalenz den Reiz der Geschichte aus: „Ernö Träger zeigt uns das Burgenland von der anderen Seite. Er hat es immer nur als Teil Ungarns gesehen. Als er es schließlich doch als Teil Österreich akzeptiert, ist es für ihn zu spät.“ Die Grenzen, die Ernö Träger einst gezogen hat, bestehen bis heute. Und doch sind das Burgenland und Ungarn in der Europäischen Union so eng zusammengerückt wie seit 100 Jahren nicht mehr. Würden nun wieder Zäune entstehen, wäre das ein herber Rückschlag, auch für die Trägers.

Selbstverständlich ist das Burgenland auch Kulisse für die zahlreichen Spielszenen, die diese Dokumentation lebendig und spannend machen. So bot das Dorfmuseum von Mönchhof die perfekten Schauplätze für das Pinkafeld vor 100 Jahren. Neben Thomas Mraz, bekannt aus der ORF-Serie „Vorstadtweiber“, verleihen einige burgenländische Schauspieler/innen dem Film die nötige Authentizität:
Neben Eva Maria Marold als Ernö Trägers Mutter drücken vor allem Reinhold G. Moritz als Arwed Träger und Christoph Krutzler als Pinkafelder Kaufmann dem Film ihren Stempel auf.
Historiker Herbert Brettl und Historikerin Ursula Mindler-Steiner analysieren die geschichtliche Entwicklung des Burgenlands.

Regisseur Fritz Kalteis und „Universum History“-Sendungsverantwortlicher Tom Matzek zur Produktion

Für Regisseur Fritz Kalteis ist „‚Unser Österreich‘ eine Entdeckungsreise durch die eigene Heimat. Auch wenn man sich jahrzehntelang mit der eigenen Vergangenheit beschäftigt hat, stößt man bei der Arbeit an Dokus wie jener über die Geschichte des Burgenlands ständig auf überraschende und unbekannte Seiten der Zeitgeschichte. Die Familie Träger aus Pinkafeld war in dieser Hinsicht ein Glücksfall. Sie hat uns erlaubt, tief in ihre eigene Geschichte einzutauchen, in der sich alle großen Ideologien des 20. Jahrhunderts widerspiegeln“.

„Die Geschichte des Burgenlands ist einzigartig. Denn hier hat Österreich nach dem Ersten Weltkrieg Gebiete dazubekommen – vom ehemaligen Deutsch-Westungarn“, so „Universum History“-Sendungsverantwortlicher Tom Matzek. „Auch die Geschichte der Menschen, die wir hier porträtieren, ist anders als alle bisherigen Familiengeschichten. Ein Teil will damals zu Österreich, ein anderer versteht sich als Magyaren und will zu Ungarn. So zeigt dieser Film von Fritz Kalteis auf berührende Weise die Vielschichtigkeit des Themas Heimat und Identität.“

„Unser Österreich: Das Burgenland – Ein Grenzfall“ entstand als Koproduktion von ORF, Metafilm und BMBWF, gefördert von Burgenland Kultur, Land Burgenland, Burgenland Tourismus und Zukunftsfonds der Republik Österreich. Nähere Informationen zur Produktion sind unter http://presse.ORF.at abrufbar.

Rückfragen & Kontakt:

http://presse.ORF.at

[ad_2]

Quelle