BLUE:TECH – Zukunft entwickeln | Travel Industry Club Austria, 15.09.2020

Der Travel Industry Club Austria diskutierte die Technologien der Blauen Ökologie mit Bezug auf die Entwicklung touristischer Infrastruktur.

Wien (OTS) Der Begriff BLUE:TECH (vgl. Matthias Horx, 11/2019) kombiniert die Sorge um den „Blauen Planeten“ mit moderner Öko-Technologie. Die Anwendungen werden dazu verwandt, mittels effizienter Ressourcennutzung die Erderwärmung zu stoppen. Der Travel Industry Club Austria, Think Tank der heimischen Tourismuswirtschaft, diskutierte die Technologien der Blauen Ökologie, im Rahmen eines Networkings im Hotel Andaz am Belvedere, mit Bezug auf die Entwicklung touristischer Infrastruktur. Wir müssen die Zukunft denken können, meinte Architekt Horst Reiner, der in seiner Keynote integrative Planung der ATP Gruppe unter Berücksichtigung von ökologischen, ökonomischen und soziokulturellen Aspekten präsentierte.

Building Information Modeling (BIM) als Werkzeug für ganzheitliche integrative Planung

Dipl. Ing. Architekt Horst Reiner, Managing Partner von ATP Architekten und Ingenieure, gab in seiner Keynote einen Überblick, wie Infrastruktur zukunftsfit und unter Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen erfolgreich geplant und umgesetzt wird. Das im Jahr 1951 in Innsbruck gegründete Unternehmen beschäftigt weltweit mittlerweile mehr als 900 Mitarbeiter*innen und kann ohne Zweifel als der erfolgreichste Architekturexport Österreichs bezeichnet werden. Mit Hilfe von Algorithm Aided Design (AAD) wird die Komplexität auf ein überschaubares Ausmaß reduziert. Horst Reiner hebt in diesem Zusammenhang die Kreativität des Menschen hervor, der mit Hilfe des AAD optimale und für alle Beteiligten zufriedenstellende Lösungen entwickelt. Spaghetti-Programmierung und Optioneering als Design-Methode sind dabei wichtige Hilfsmittel. „Bei uns wird seit langem nicht mehr gezeichnet, sondern mit Hilfe des BIM ein Modell entwickelt, das nicht nur der Realität entspricht, sondern den zukünftigen Anforderungen unserer Auftraggeber gerecht wird“ meint Reiner. Reiner verwies in der Diskussion darauf, dass man eigentlich vor 150 Jahren bereits wusste, wie man nachhaltig baut. Damals wie heute ist es die öffentliche Hand, die im Rahmen der Raum- und Bauplanung den Ton vorgibt. Leider bemerkte er kritisch, fehlt es der Politik dabei sehr oft an Weitsicht und Durchsetzungsvermögen.

Nachhaltigkeit bedeutet nicht unbedingt Verzicht

Dipl. Ing. Dr. Roland Kuras, Geschäftsführer der Power Solution Energieberatung GmbH, der die Diskussionsrunde moderierte, meinte, dass wir effiziente Ressourcennutzung betreffend, bei bestehenden Hotelprojekten meilenweit von den Möglichkeiten entfernt sind. Er führt das auf das Investoren-Nutzer Dilemma zurück. Investoren bauen so günstig wie möglich, wobei die effiziente Energienutzung auf der Strecke bleibt. Nutzer der Immobilie sind in der Folge mit steigenden Energiekosten konfrontiert. Die Runde kam überein, dass zukünftige Technologien zwar nicht absehbar sind, touristische Infrastruktur jedoch auf- und umgerüstet werden sollte, um den jeweiligen Anforderungen zu entsprechen. Nachhaltig zu bauen bedeutet daher nicht Verzicht, sondern der Versiegelung der Natur Einhalt zu gebieten und bestehende Gebäude an die neuen Bedürfnisse anzupassen. Dabei spielen die Kreislaufwirtschaft und der Rückbau eine immer größere Rolle. Alexander Ipp, Geschäftsführer der Ipp Hotels stellte fest, dass zukünftig darüber nachgedacht werden muss, wie man aus alt Neues macht und wie sich dieser Transformationsprozess gestaltet.

Die Stakeholder bei der Entwicklung zusammenbringen

Frans Jan Soede, Geschäftsführer der HAM independent hospitality & tourism advisors erklärte, dass es notwendig ist, die an einem Projekt Beteiligten auf Augenhöhe zusammen zu bringen. Es kann nicht sein, dass nur einer gewinnt und alle anderen die Probleme und damit das Nachsehen haben. Dabei verwies er auch auf den Umstand, dass es zukünftig notwendig sein wird energieautarke Immobilien zu entwickeln und vor allem lokale/regionale Materialien zu nutzen, um damit authentische und nachhaltige Projekte zu entwickeln. Horst Reiner präsentierte in seiner Keynote das Prim Bay Resort – Primošten Kroatien, wo es gelang, die Interessen der Bevölkerung, des World Heritage Funds, der Investoren und Betreiber des Resorts auf einen Nenner zu bringen. Die Nachnutzung von Immobilien muss im Rahmen der Planung immer wieder berücksichtigt werden. Theodor Kubak, Managing Partner von value-one, schlug eine symmetrische Risikoverteilung vor. „Es kann nicht sein, dass immer nur die Entwickler die Gewinner sind“, meinte er. Bei Investoren macht sich Unsicherheit breit, weil niemand weiß, wie sich der Markt entwickelt. Die SDG’s der UN und das „Non-financial-Reporting“ der EU ab 2022 werden an Bedeutung gewinnen. Dieser Umstand wird, meint Kubak, zu einer nachhaltigen Entwicklung führen, weil von der öffentlichen Hand nichts finanziert bzw. gefördert wird, was den Nachhaltigkeitsanforderungen widerspricht.

Unsere Kinder als Berater

Wenn wir über die Entwicklung von touristischer Infrastruktur sprechen, sollten wir die Meinung unserer Kinder einholen, meinte Alexander Ipp. Mag. Jasmin Soravia, Präsidentin des Urban Land Institute Österreich erwähnte, dass es darum geht, die Bedürfnisse von künftigen Generationen zu befriedigen. „Was man jetzt hat, muss auch für die Zukunft bewahrt werden.“ erklärte sie. Die COVID-19 Pandemie funktioniert auch hier als Korrektiv. Der Bauboom, insbesondere in der Stadthotellerie, mit Hotels von 500 Zimmern und mehr, rächt sich in Post-Corona Zeiten. „Wer braucht solche Hotels noch?“ fragt sich Ipp und ist der Meinung, dass ein Umdenken einsetzen sollte. Der Umstand, dass z.B. in Barcelona ein Moratorium für Neubauten verhängt wurde, ist der falsche Weg und zeigt lediglich die Fehler der Vergangenheit schonungslos auf. Wir sollten unsere Kinder fragen, in welcher Welt diese in der Zukunft leben möchten und deren Wünsche berücksichtigen. Entscheidend ist dabei das Reiseerlebnis, das Touristen begeistert. Dabei geht es nicht nur um Architektur-Design, sondern um ein ganzheitliches Customer Experience Management.

Dem Blue-Tech Gedanken liegt die Erkenntnis zugrunde, dass grenzenloses Wachstum mit begrenzten Ressourcen nicht möglich ist. Dabei geht es in erster Linie nicht um Verzicht, sondern um die alternative und effiziente Nutzung von Ressourcen. Wenn 150 Jahre alte Gebäude, die heute noch um- und nachgerüstet werden können als Maßstab dienen, haben wir nachhaltiges Bauen verlernt, war die zusammenfassende Meinung der Runde.

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