Agenda Energy Austria 2018: Fossile Energie keine Option mehr, genauso wie heute auch Atomenergie keine Option mehr ist | Österreichische Energieagentur

Große Herausforderungen, große Chancen, Systemwende und Transformation – so sahen die Spitzenvertreter der heimischen Energiebranche die Energiezukunft

Wien (OTS) Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger stellte die Eckpunkte der Klima- und Energiestrategie vor. Deren Auswirkungen diskutierten am Podium Josef Plank (Generalsekretär Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus), Christian Weissenburger (Sektionschef Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie), Peter Koren (Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung), Leonhard Schitter (Präsident von Oesterreichs Energie und Vorstandssprecher der Salzburg AG), Oliver Schmerold (Verbandsdirektor des ÖAMTC), Peter Weinelt (Obmann Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen und Generaldirektor-Stellvertreter der Wiener Stadtwerke), Franz Titschenbacher (Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark und Vorsitzender im Ausschuss für Forst- und Holzwirtschaft in der Landwirtschaftskammer Österreich) sowie Thomas Gangl (Senior Vice President Refining & Petrochemicals bei OMV).

Das „Who is Who“ der heimischen Energiebranche war bei der Agenda Energy Austria der Österreichischen Energieagentur – Austrian Energy Agency (AEA) vertreten, als Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Nachhaltigkeit und Tourismus, die Eckpunkte der Mission 2030, der Klima- und Energiestrategie der Österreichischen Bundesregierung vorstellte. Sie betonte, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderung des 21. Jahrhunderts darstelle. Die Klima- und Energiestrategie werde die Grundlage für Maßnahmen der nächsten Jahre sein. Langfristig erfolgreicher Klimaschutz basiere auf den beiden Säulen „Energieeffizienz“ und „erneuerbare Energien“, wesentliches Potential zur CO2-Reduktion liege in den Bereichen Mobilität und Gebäude. „Gemeinsam mit der Österreichischen Energieagentur wollen wir eine Transformation des Energiesystems hin zu mehr erneuerbaren Energieträgern und mehr Energieeffizienz“, so die Nachhaltigkeitsministerin. „Ich freue mich auf eine weiterhin gute Zusammenarbeit mit der AEA über die nächsten Jahre zur Erreichung unserer ambitionierten Klima- und Energieziele. Die Österreichische Energieagentur wird dabei eine entscheidende Rolle spielen, weil in der AEA enorm viel Expertise, Erfahrung und Kompetenz in allen Bereichen der Klima- und Energiepolitik steckt.“ 

Ziel 2050: Fossile Energie keine Option mehr, genauso wie heute auch Atomenergie keine Option mehr ist

„Erstmals ist die fossilfreie Zukunft in Österreich sehr ernst gemeint. Entscheidend dafür wird nun die operative Umsetzung der Klima- und Energiestrategie sein“, betonte Peter Traupmann, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur. Um diese Systemwende hin zu einer dekarbonisierten Gesellschaft erfolgreich zu meistern, brauche es ‑ Traupmann zufolge ‑ auch ein neues Denken: Mitbewerb genauso wie branchenfremde Unternehmen müssten kooperieren. Daher habe eine unabhängige, wissenschaftliche Institution wie die Österreichische Energieagentur besondere Bedeutung für die Energiezukunft. Das Schlüsselelement der Energiewende schlechthin sei die Effizienz, einer der Schwerpunkte der Österreichischen Energieagentur seit ihrer Gründung. „Wir sehen die Energiezukunft als Business Case für Österreichs Unternehmen. Nun gilt es, gemeinsam mit den relevanten Playern in Österreich daran zu arbeiten, dass sie sauber, smart und auch profitabel sein wird“, gibt Traupmann einen positiven Ausblick. Traupmann nahm auch Bezug auf das für die österreichische Energiepolitik historische Jubiläum, denn vor 40 Jahren stimmten die Österreicherinnen und Österreicher mit knapper Mehrheit in einer Volksabstimmung gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Zwentendorf: „Ziel muss es sein, dass im Jahr 2050 in den Köpfen der Österreicherinnen und Österreicher fossile Energie keine Option mehr darstellt, genauso wie heute auch Atomenergie keine Option mehr ist.“ 

Einzigartiges Investitionsprogramm, das den Standort Österreich weiterbringt

In der hochrangig besetzten Podiumsdiskussionsrunde betonte Josef Plank, Generalsekretär im Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus: „Die Herausforderungen bei der Bekämpfung der Klimaerwärmung und der damit verbundenen Dekarbonisierung des Energiesystems sind groß. Österreich möchte auf diesem Weg erfolgreich sein. Dahinter steht eine breite Expertise, wie sie die Österreichische Energieagentur mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern täglich aufzeigt. Durch Senkung des Energieverbrauchs, Umstellung auf erneuerbare Energiequellen, Gebäudesanierungen und veränderte Mobilität wird in den nächsten Jahren ein einzigartiges Investitionsprogramm anlaufen, welches den Standort Österreich weiterbringt und mit weniger Ressourcenverbrauch ein besseres und nachhaltiges Leben für die Menschen sichert.“ 

Rahmenbedingungen für E-Wirtschaft

Auch Leonhard Schitter, Vorstandssprecher der Salzburg AG und Präsident von Oesterreichs Energie, sah Energieeffizienz als Schlüssel zum Erfolg: „Unser Stromverbrauch wird bei Umsetzung aller Effizienzmaßnahmen bis 2030 von heute rund 72 TWh auf rund 88 TWh Stunden steigen, da sauberer Strom andere Energieformen ersetzen muss. Diese zu 100 % aus Erneuerbaren zu decken, bedeutet eine große Herausforderung.“ Darüber hinaus müsse man die Energiewende in einem größeren Zusammenhang sehen, sie sei mehr als der Ausbau von Erzeugungsanlagen betrieben mit Wind, Photovoltaik und Wasserkraft: „Sie bedeutet eine Systemwende, in der Strom eine zentrale Rolle spielt und in der die Rahmenbedingungen für die E-Wirtschaft passen müssen. Nur mit der richtigen Förderstrategie und mit vereinfachten Verfahren, die den Ausbau erneuerbarer Energien und leistungsfähiger Netze beschleunigen statt hemmen, wird dies möglich sein.“ 

Mobilität: Wenn die Menschheit nie Ambitionen gehabt hätte, wäre auch unser heutiges Verkehrssystem undenkbar

Christian Weissenburger, Sektionschef Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie, wies darauf hin, dass man bei der Mobilitätswende in Möglichkeiten und Chancen denken müsse: „Das 2030-Ziel ist natürlich sehr ambitioniert, aber wenn die Menschheit nie Ambitionen gehabt hätte, wäre auch unser heutiges Verkehrssystem undenkbar. Neue Mobilitätsservices ermöglichen geteilte und klimafreundliche Mobilität ohne Komfortverlust. Die Rückbesinnung auf aktive Mobilität ermöglicht ein gesundes Fortkommen von A nach B und mit unseren Forschungsförderungen unterstützen wir Österreichs Forschung und Industrie bei der kommenden Transformation.“ Weissenburger verdeutlichte aber auch die Herausforderungen: „Selbst wenn im Jahr 2030 nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen würden, hätten wir noch nicht einmal die Hälfte des in der Klimastrategie festgeschriebenen Sektorziels im Verkehr erreicht.“ 

Das Rennen um die Antriebsart der Zukunft ist noch nicht geschlagen

Der motorisierte Individualverkehr werde seinen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten, mittelfristig müsse es dabei zu einem Umstieg auf „saubere“ Antriebstechnologien kommen, knüpfte Oliver Schmerold, Verbandsdirektor des ÖAMTC, am Thema Mobilität an. „Das Rennen um die Antriebsart der Zukunft ist noch nicht geschlagen. Ob es einen oder mehrere Sieger geben wird – oder es überhaupt einen Sieger braucht – ist völlig offen. Entsprechend wichtig ist die Technologieneutralität in der Klima- und Energiestrategie“, so der Verbandsdirektor des Verkehrsclubs. „Bei allen Antriebsformen entscheiden letztlich Effizienz und Leistbarkeit über die Akzeptanz durch den Konsumenten. Für den ÖAMTC gilt ganz klar: Mobilität muss leistbar bleiben.“ 

Keine Subventionsspirale in Gang setzen, die den Wettbewerb verzerrt

„Die österreichische Industrie leistet signifikante Beiträge zum Klimaschutz, sei es über die Optimierung industrieller Prozesse oder als Technologieexporteur innovativer energiesparender Produkte“, sagte Peter Koren, Vize-Generalsekretär der Industriellenvereinigung. Dementsprechend begrüße die Industriellenvereinigung grundsätzlich die integrierte Klima- und Energiestrategie der Bundesregierung, insbesondere den Fokus auf Verkehr und Gebäude, sowie das Bekenntnis zur Technologievielfalt, etwa im Mobilitätsbereich. Der Schlüssel zum Umbau des Energiesystems sei jedenfalls Innovation, was verstärkte Investitionen in F&E voraussetze. „Wesentlich ist zudem ein marktwirtschaftliches Modell in der Energieversorgung: Die Zielsetzung „100 % Ökostrom bis 2030“ darf nicht die nächste Subventionsspirale in Gang setzen, die den Wettbewerb verzerrt. Ebenso wird die Wettbewerbsfähigkeit produzierender Unternehmen durch einen undifferenzierten Mindestpreis für Emissionszertifikate gefährdet.“  

Alle Möglichkeiten ausschöpfen, um Leistbarkeit für Gesellschaft zu gewährleisten

Auch Thomas Gangl, Senior Vice President Refining & Petrochemicals bei OMV, betonte die Bedeutung der Technologievielfalt: „Technologieneutralität ist essentiell, denn für die Erreichung der Klimaziele werden wir alle Möglichkeiten ausschöpfen müssen, um auch die Leistbarkeit für die Gesellschaft gewährleisten zu können.“ Er zeigte auf, dass die OMV ganz klar Teil der Lösung rund um die Fragen der Energiezukunft sei: „Das zeigt sich nicht nur daran, dass wir bereits heute im Bereich Mobilität – mit unseren höchst effizienten konventionellen Kraftstoffen, nachhaltigen Biokraftstoffen sowie Erdgas, Wasserstoff und Strom (Beteiligung an SMARTRICS) – einen wichtigen Beitrag zur Technologievielfalt leisten, sondern auch an unserer Expertise und intensiven Forschung an innovativen Technologien im Sinne einer erfolgreichen Energiezukunft.“ 

Gas keine Übergangstechnologie, sondern Schlüssel zum Gelingen der Energiewende

„Gas ist keine Übergangstechnologie, sondern vielmehr der Schlüssel zum Gelingen der Energiewende. Durch die Sektorkoppelung der Gasinfrastruktur kann auch das Speicherproblem beim Strom gelöst werden“, betonte DI Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW) und Generaldirektor-Stellvertreter der Wiener Stadtwerke. Die Gas- und Fernwärmeinfrastruktur sei dabei die zentrale Drehscheibe in der Vernetzung der Sektoren und in der Hebung zusätzlicher erneuerbarer Potenziale. „Dies gilt besonders für die zunehmende Einspeisung von erneuerbarem Gas, mit der CO2 gespart wird und eine kostenoptimale Sektorkoppelung von Strom, Wärme und Mobilität möglich wird“, so Weinelt. Auch habe die Kältewelle in den vergangenen Monaten eindrücklich gezeigt, wie wichtig Gas und Fernwärme ‑ als Teil der Energiewende ‑ zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit sei. „Wir mussten im Winter mehrfach alle Kapazitäten hochfahren und sind teilweise über der Belastungsgrenze gewesen. Flexibel einsetzbare Gaskraftwerke sowie die Bestandssicherung hocheffizienter Erzeugungsformen sind weiterhin unverzichtbar.“

Ohne Biomasse sind Klima- und Energieziele für Österreich nicht erreichbar

Franz Titschenbacher, Präsident der Landwirtschaftskammer Steiermark und Vorsitzender im Ausschuss für Forst- und Holzwirtschaft in der Landwirtschaftskammer Österreich, hielt in der Diskussion fest, dass Biomasse unter den erneuerbaren Energieträgern in Österreich mit knapp 60 % der mit Abstand bedeutendste Energieträger sei: „Ohne den Einsatz von Biomasse im Wärme-, Strom- und Verkehrssektor sind die Klima- und Energieziele für Österreich nicht erreichbar. Die österreichische Land- und Forstwirtschaft ist bereit, verantwortungsvoller Teil der Lösung zu sein.“

Pressefotos von der Veranstaltung finden Sie hier auf unserer Website.

Rückfragen & Kontakt:

Österreichische Energieagentur – Austrian Energy Agency
Mag. Klaus Kraigher, MAS
Leiter Kommunikation
01 58615 24 110
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